Fünftägige Bildungsreise führt nach Weimar

Im Rahmen einer fünftägigen Bildungsreise nach Weimar setzten sich 19 Teilnehmende des Berufsorientierungszentrums (BOZ) der Berufsbildungsstätte Westmünsterland (BBS) aus den Berufsvorbereitenden Maßnahmen (BvB) und den Ausbildungsgängen der Standorte Ahaus und Bocholt gemeinsam mit den Betreuenden Claudia Splitthoff‑Schmeing, Stefanie Nelskamp, Herbert Nadirk und Klaudia Stornowski intensiv mit dem Thema Ausgrenzung in Europa damals und heute, mit dem Holocaust und der Erinnerungskultur auseinander. Untergebracht waren die jungen Menschen, die sich für die Fahrt freiwillig gemeldet hatten, in der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW).

Ort des historischen Mahnmals

Schon bei der Ankunft in Weimar am Montag wurde deutlich, dass die Stadt neben ihrer literarischen und künstlerischen Bedeutung ein Ort des historischen Mahnmals ist: In der nahegelegenen Gedenkstätte Buchenwald erfuhren die Jugendlichen bei einer Führung eindrücklich, wie systematische Ausgrenzung und Verfolgung im Nationalsozialismus zur Deportation, Zwangsarbeit und Ermordung Hunderttausender Menschen führten. Ein Rundgang durch den ehemaligen SS-Bereich und über das Lagergelände sowie durch erhaltene Baracken machten das Ausmaß der Verbrechen begreifbar. Die Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte bildete den Ausgangspunkt für vertiefende Gespräche über Mechanismen von Ausgrenzung – von antijüdischen Gesetzen der 1930er Jahre bis hin zu aktuellen Formen von Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit im Europa des 21. Jahrhunderts.

Interaktive Workshops

Am Mittwoch standen zwei interaktive Workshops auf dem Programm, die thematisch direkt an diese Erkenntnisse anknüpften. Im ersten Workshop „Erinnern und Verantwortung“ erarbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen, wie persönliche und kollektive Erinnerungskultur dazu beitragen kann, dass Ausgrenzung nicht erneut geschieht.. Die Jugendlichen reflektierten, welche Rolle Schulen, Museen und soziale Medien heute dabei spielen, Erinnerung lebendig zu halten – von Gedenkveranstaltungen bis zu Social‑Media‑Initiativen gegen Antisemitismus.

Der zweite Workshop richtete den Blick auf rechtsextreme Inhalte in sozialen Medien: Wer und was steckt hinter den „rechten“ Influencern auf TikTok, Insta und Co? Und wie erkenne ich versteckte rechte Symbolik? lauteten einige der Fragen und Herausforderungen.

Zwischen den inhaltlichen Einheiten boten ein Filmabend, ein Lagerfeuer oder das gemeinsame Bowling Raum für Abwechslung und Austausch. Aber auch die gemeinschaftliche Reflexion des Tagesgeschehens kam nicht zu kurz.

KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Die Fahrt am Donnerstag zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, die in einen Projekttag mit Führung über das ehemalige Lagergelände eingebettet war, sorgte ein weiteres Mal für ein intensives Nachdenken über die rassistische Ideologie des Nationalsozialismus.

Abschließend zogen die Teilnehmenden der Gedenkstättenfahrt ein durchweg positives Fazit: Die intensive Auseinandersetzung mit Ausgrenzung in Vergangenheit und Gegenwart habe ihr Bewusstsein für demokratische Werte geschärft und motiviere sie, sich aktiv gegen Intoleranz einzusetzen. „Wir nehmen nicht nur historische Fakten mit, sondern auch konkrete Ideen, wie wir heute Verantwortung übernehmen können“, fasste eine Teilnehmerin zusammen. Die Reise nach Weimar hat damit nicht nur Wissen vermittelt, sondern leistet einen Beitrag dazu, dass Erinnerungskultur gelebt und Zukunftsperspektiven für ein solidarisches Miteinander entwickelt werden.